Heute ist ein spannender Tag. Moritz und seine Kindergartengruppe wurden in eine Großbäckerei in Friedberg eingeladen. Das wird sicher super und Moritz hat versprochen mich mitzunehmen. Es ist ja schon Herbst und Moritz schlüpfte in seinen Anorak und steckte mich in seine Kapuze. Das ist klasse, denn da kann ich ungestört herausspitzeln und alles sehen.
Wir fuhren mit den anderen Kindern aus der Gruppe mit dem Bus in den westlichen Stadtteil von Friedberg. Als wir aus dem Fahrzeug ausstiegen, wartete schon ein weiß gekleideter Mann mit einem Plastikhut, um den ein Gummiband gezogen war und begrüßte uns und unsere Kindergärtnerin herzlich: „Ja grüßt euch Gott. Ihr seid also die zukünftigen Bäcker. Kommt und folgt mir.“ Lautstark mit viel Gelächter zog also die Gruppe Kinder hinter dem weiß gekleideten Mann her. Nachdem wir die Eingangstüre passiert haben, drehte der Herr sich um und meinte: „So, junge Damen und Herren, jetzt mal Schluss mit dem Geschnatter. Wir werden jetzt mal ruhig zuhören und zusehen, wie man eine Brezel macht.
Hmm, dachte ich. Brezeln kenne ich, die ißt mein kleiner Moritz sehr gerne. Da bin ich mal gespannt, wie man die herstellt. Wir liefen an riesigen Maschinen vorbei, die Teige kneteten und es roch sehr gut durch das frisch gebackene Brot.
Endlich standen wir an einem großen Tisch, auf dem viele kleine Teighäufchen lagen.
„So“, meinte der Mann mit der Plastikhaube auf dem Kopf. „Jetzt wollen wir mal zusehen, wie eine Brezel geformt wird.“ Er nahm eines der Teighäufchen in die Hand, wargelte es auf dem bemehlten Tisch, so dass sich eine Teigschlange bildete. Dann nahm er diese Schlange und verwandelte sie blitzschnell in eine Brezel. „So, jetzt könnt ihr euere Brezen formen, wie ich es euch gezeigt habe,“ schlug er vor.
Das war ein Spaß, eines der Kinder versuchte sein Glück, der Teig rutschte ihm aus der Hand und lag am Boden. Ein Mädchen bekam den Teigklumpen nicht mehr von der Hand. Sie fing an zu weinen, bis schließlich die Tante Kindergärterin ihr half. Endlich war mein kleines Menschenkind an der Reihe. Zögerlich nahm Moritz den Teigklumpen in die Hand. Erst betrachtete er ihn vorsichtig. Schließlich rollte er den Klumpen zu einer, naja etwas unförmigen Kugel. Ich konnte jetzt nicht so richtig sehen, wie er den Teig rollte und rutschte etwas weiter über die Kapuze des Anoraks, bis ich auf der Schulter meines kleinen Menschen landete. Was ich nicht bedachte, war, dass Moritz ausgerechnet mit einem Ruck versuchte, den Brezenknoten zu machen. Es machte Plumps um ich lag mit meinem Gesicht auf dem eingemehlten Tisch. Im Moment konnte ich vor lauter Mehlstaub nichts sehen. Moritz packte mich an meinem Geisterschwänzchen und hob mich hoch. Der Brezelteig klebte mir jedoch die Augen zu und ich war völlig bemehlt. Das war sehr unangenehm. Alle lachten und der weißgekleidete Herr meinte nur: „Also kleiner Mann, einen kleinen Stoffgeist sollte man besser nicht mit Teig und Mehl beschmieren. Den mußt du wahrscheinlich waschen, denn Teig läßt sich nicht so leicht beseitigen.“
Moritz schüttelte mich aus und klopfte mir Teigstücke aus dem Geisterfell. Ich kann nur sagen, das war sehr unangenehm. Dann nahm er eine Papiertüte und steckte mich hinein. Jetzt habe ich nichts mehr von der weiteren Führung durch die Bäckerei gesehen, aber wenigsten konnte mich jetzt keiner mehr sehen, so verklebt wie ich war. Schon ärgerlich…. ,meine Neugierde bringt mich immer in Schwierigkeiten . Ich befürchte heute Abend geht es wieder einmal in die Waschkiste gesteckt zu werden. Oh Graus!

