Seit mein kleines Menschenkind in der Schule ist, begleite ich ihn (in dem Falle unsichtbar, denn er soll es ja nicht merken, denn schließlich ist er ja jetzt ein Schulkind!) immer zur Schule.
Moritz muß auf seinem Schulweg immer über eine Kreuzung. Da steht immer ein lustiger Mann in einer gelben Jacke und hält die Kinder davon ab, einfach über die Straße zu springen.
Ich hörte ihn sagen: „So ihr Lieben, jetzt bleiben wir hier mal ganz brav stehen und warten, bis das grüne Licht leuchtet!“
Er meinte die Ampel, das habe ich schon von der Mama von Moritz gehört.
Weiter erklärte er: „Wenn das rote Licht der Ampel leuchtet, dann heißt das, dass die Autos fahren dürfen und ihr brav wartet, bis es grün wird und ihr dann die Straße überqueren dürft. Aber trotzdem müßt ihr noch nach links und rechts seht nicht dass ihr etwas überseht.“
Dabei fuchtelte der Mann mit einer weiß-roten Pfanne in der Hand hin und her.
Vor lauter Erklären, war die Ampel schon wieder auf rot und die grüne Phase vorbei. „Du Onkel Schulweghelfer, wenn du uns nicht über die Straße gehen läßt, dann kommen wir zu spät zur Schule!“ sagte ein kleiner Junge.
Verlegen lächelte der Herr und meinte: „Da hast du schon recht mein Kleiner, doch das mußte ich euch erklären, damit ihr sicher über die Straße kommt.“
Beim nächsten Grün zeigte der Schulwegonkel mit seiner Pfanne den Autos, dass er die Überquerung der Straße für die Kinder absicherte. Prima, alle waren auf der anderen Straßenseite und ich konnte mir diese Pfanne mal kurz ansehen. Der Mann legte diese auf dem Gehweg ab. Das war mein Wink, dieses Teil mal richtig zu begutachten. Nachdem ich mich ja unsichtbar machen kann und der gute Mann gerade seine Schuhe band, bin ich schnell zu der Pfanne geschwebt. Ich hob sie hoch und schwebte mit ihr über die Straße.
Pfeilgerade kam gerade eine Autofahrerin und sah mich …naja eigentlich ja nur Pfanne, ich bin ja unsichtbar, über die Straße schweben. Auweia, sie machte eine Vollbremsung und blieb erschrocken stehen.
Entsetzt über das Quietschen der Reifen, ließ ich die kleine Pfanne fallen, blieb in der Luft stehen und sah, wie sich auch der Schulweghelfer erschreckt umdrehte. Er rief zu der Frau: „Sagen sie mal, gute Frau, warum bremsen sie denn so narrisch? Es ist doch grün!“
Die Fahrerin war total blass und zeigte mit dem Finger auf die am Boden liegende Kelle (so heißt diese kleine Pfanne) und meinte: „Das Ding schwebte in der Luft wie von Geisterhand!“ wenn die. Dame wüßte, wie recht sie hat, dachte ich! Der Herr entgegnete ihr jedoch: „Bei uns gibt’s doch keine Geister! Das gaben sie doch nur geträumt!“
Inzwischen hatte sich auch schon eine lange Schlange von Autos gebildet. Einige Fahrer stiegen aus und fragten nach dem Grund für den Stau. Die Frau war ganz aufgeregt und erzählte den Fragenden den Grund. Inzwischen habe ich die Kelle aufgehoben und sie über den Boden gezogen und neben den Schulweghelfer gelegt.
Der hob die Kelle auf, zeigte sie der aufgeregten Dame und sagte: „Gute Frau, sie müssen sich geirrt haben. Da ist meine Kelle. Vielleicht haben sie sich vor einem Blatt erschrocken. Schulweghelfer-Kellen können nicht schweben. Fahren sie nachhause, trinken sie eine Tasse Kaffee und beruhigen sie sich.“
Auch die anderen herumstehenden Leute bestätigten den freundlichen Mann. Wenn die wüßten! Naja, ich wollte einfach auch mal Schulweghelfer spielen. Ich finde, dass diese Helfer ihre Sache gut machen.
Hoffentlich gibt es mehr dieser tollen und kinderfreundlichen Menschen. Immer wieder schön, dass so hilfsbereite Menschen in Friedberg leben.
So jetzt ist es Zeit nachhause zu schweben und auf Moritz zu warten.

Gewidment unserem lieben Schulweg-Helfer Heinz Schrall (verstorben 2023).
