Heute kam Moritz aus dem Kindergarten und war richtig aufgeregt. Er hatte ganz rote Bäckchen. Er packte mich am Ärmchen und nahm mich in sein Zimmer.
„Fridolin, ich muß dir ganz schnell was erzählen.“ Ich schaute ihn aufmerksam an und hörte ihm zu: „Stell dir vor lieber Fridolin, ein Kindergartenkind hat mir erzählt, dass seine Mama auf dem Altstadtfest eine Kräuterhexe ist. Sie braut Zaubertränke und kann jemanden verhexen. Das muß ich mir unbedingt anschauen.“ Moritz Mama hatte vor der Türe gelauscht und kam lachend ins Zimmer. „Lieber Moritz, gut dass dein kleiner Fridolin nichts verstehen und sprechen kann, sonst würde er vielleicht noch den Unsinn weitergeben, den du ihm erzählst.“ Das fand ich jetzt nicht nett von Moritz Mama, schließlich verstehe ich jedes Wort, das mein kleines Menschenkind mir erzählt. Der kleine Mann wurde von seiner Mama in die Küche zum Essen gerufen und ich lag da auf dem Bett in Moritz Zimmer und dachte über diese Kräuterhexe nach.
Hmmm, überlegte ich…..das schau ich mir an. Schließlich wurde es 20 Uhr und Bettzeit für den kleinen Moritz. Still lag ich in seinem Arm und hoffte, dass die kleine Quasselstrippe endlich einschlief. Bald war es soweit….ich krabbelte aus dem Bettchen und schwebte schnurstracks ins Städtchen.
Bald, nachdem ich beim Süßigkeitenstand noch ein Stückchen Schokolade stibitzt hatte, war ich auch an dem besagten Stand der Kräuterhexen. Da standen auch schon Leute, die anscheinend
Zaubertränke kaufen wollten. Komisch, die hatten gar keine Angst vor den Hexen. Hmmm, irgendwie sahen die Hexen gar nicht aus, wie die von den Märchen aus Moritz Büchern. Eine war ganz besonders freundlich und bot einer historisch Gewandeten ein Löffelchen mit einer grünlichen Flüssigkeit zum probieren. Uiiiiii dachte ich erschrocken. Jetzt nimmt diese Frau Gift von der Kräuterhexe. Die Dame schluckte das Zeug und sagte auch noch: „guat is, i nehm a Flascherl!“ Ich war entsetzt, dürfen die denn wirklich Gift verkaufen? Dann meinte die Kräuterhexe auch noch: „Mischens des Säftle einfach in einen Saft, dann schmeckts ihrem Moa bestimmt. Der merkts wahrscheinlich gar net! Sind guate Kräuter, werns scho sehen!“
Uuups, will diese gewandete Frau vielleicht gar ihren Mann vergiften? Mir wurde ganz flau im Magen. Also mein Onkel Ludwig hatte mir immer von Hexen erzählt, die Kinder fingen, Leute verwunschen haben und böse waren. Doch jetzt mußte ich der Sache auf den Grund gehen. Ich schwebte auf das Dach des Holzstandes, legte mich auf mein Bäuchlein und spitzelte herunter, um das Vorgehen der Kräuterhexen besser und unauffällig beobachten zu können. Da kamen schon die nächsten Kundinnen. Eine fragte eine der Hexen..es waren ja mehrere….: „Sie hams au an Huschtasaft? Mein Mann bellt die ganz Nacht?“ Wie, was sollte denn das bedeuten, wieso bellt ein Mann? Doch gleich darauf sah ich, wie die Frau ein Fläschchen in der Hand hielt, dass ihr die Hexe mit den Worten gab: „Des hilft ihrem Mann sicherlich. Des hat scho mei Oma braut.“
Hilft? Also kein Gift? Ich verstand plötzlich, dass diese Damen im Stand gute Hexen waren. Auch sagte eine Kundin: „ Mei, des is scho toll, dass es eich Kräuterweiber auf dem Altstadtfest gibt. Ihr machts so schene Sache und nach oide Rezepter. Dankschee und guate Gschäfte. Habe die Ehre!“
Ach Fridolin, dachte ich, mein kleiner Moritz hat schon eine recht farbige Fantasie. Ich bin froh, dass das keine Kräuterhexen, sondern gute Kräuterweiber sind, sonst wäre das Altstadtfest ziemlich gefährlich.
Jetzt schweb ich zum Abschluss noch zu den Fischern und trink einen kleinen Schluck von dem lustigen Spendenwasser.
Habt die Ehre
