Das Lagerfeuer des fahrenden Volkes (Das Fest – Kapitel 8)

Naja, so ganz trocken war ich noch nicht, als ich von der Fensterbank hinter dem Bäckertaufbecken wegschwebte. Ich war noch ziemlich klamm und fror ein wenig, obwohl es alles andere als kalt war an diesem Abend.

Ich roch, dass irgendwo ein Feuer brannte. Also schwebte ich Richtung Kirche, wo der Geruch herkam. Da sah ich buntgekleidete Menschen, die singend und musizierend um das Feuer saßen und sich dort wärmten. Toll, ich sah mir das ganze näher an. Über dem Feuer hing ein großer Kessel. Was da wohl drinnen war? Als ich noch so darüber nachdachte, kam plötzlich ein kleiner dicker Mann, hob den Deckel des Kessels hoch, aus dem ein wohlriechender Duft herausströmte und eine Suppe darin brodelte. Mmmmh, dachte ich, das wäre jetzt das Richtige, für einen kleinen durchgefrorenen Geist wie mich. Ein kleines bisschen warme Suppe und die Lebensgeister würden wieder geweckt, denn ich hatte bei dem langen Bad in der Bäckertaufe viel Energie verloren. Ja, vielleicht sitzt irgendwer in der Nähe des Feuers und ißt von der Suppe, dann würde ich ein klein wenig stibitzen.

Kaum hatte ich das fertig gedacht, saß auch schon ein Knabe da und löffelte genüsslich von der dampfenden Suppe. In einem unbeobachteten Moment schnappte ich ein paar Schlückchen davon. Das tat gut. Mir wurde richtig wohlig im Bauch und ich wurde auf einmal entsetzlich müde. Ein bißchen hinlegen, das war jetzt genau das, was ich brauchte. Ich rutschte über den Strohballen, auf dem der Bub saß und verzog mich ganz vorsichtig in den Steinkreis, in dessen Mitte die Flammen lustig knackten und unter dem Topf loderten.

Ich passte auf, dass ich mich nicht zu nahe an das Feuer legte, denn ich wollte ja nur richtig trocken werden und mich nicht verbrennen. Ach, war das schön, mein Bäuchlein war voll, ich begann zu trocknen und wie ich so darüber nachdachte, fielen mir meine Äuglein zu und ich schlief ein. Ich träumte so vor mich hin, bis plötzlich….Autsch, was war das? Ein Kind fing an zu weinen und ich spürte ein leichtes Brennen an meinem Geisterschwänzchen. Eine Hand hob mich auf und klopfte auf mein Schwänzchen. Ich hatte doch gar nichts getan, dachte ich verwirrt. Warum haut mich denn dieser Mann. Er klopfte und klopfte auf mich ein und schimpfte den kleinen Jungen: „ich hab dir gesagt, geh nicht ans Feuer, ich hab gesagt, dass du nichts mit dem Ast an der Glut zu suchen hast? Siehst du, wie die Funken hüpfen. Jetzt hat es dieses kleine Stofftier erwischt. Beinahe hätte es gebrannt und du wärst schuld. Merke es dir, mit Feuer spielt man nicht!“ Erschrocken nahm ich wahr, dass mein Schwänzchen schwarz war, wie Kohle. Doch der Mann klopfte das schwarz heraus und legte mich auf einen Strohballen.

Er meinte zu dem kleinen Jungen : „So Mathias, da wird ihn hoffentlich sein Besitzer wieder finden und wir gehen jetzt Nachhause!“ er nahm den kleinen Mann an der Hand und die beiden verschwanden.
Mir reichte es jetzt auch endgültig für heute. Zwei derartige Erfahrungen an einem Tag sind genug. Warum passiert nur mir sowas immer. Erst naß, dann heiß und fast verbrannt. Ich will jetzt heim zu meinem kleinen Moritz. Müde schwebte ich nachhause. Bin ich froh, dass dieses schwarze Schwänzchen schon fast wieder weiß ist. Ach Fridolin, dacht ich mir, so ein kleiner Friedberger Geist hat es nicht immer leicht.