Ein Altstadtfest-Gewand (Das Fest – Kapitel 1)

du Fridolin auf das Fest mitnehmen willst. Selbstverständlich nähe ich deinem kleinen Geist auch ein Gewand, denn ohne ein Friedberger Festgewand müßten wir vielleicht für den kleinen Fridolin Eintritt bezahlen!“ lachte die Mama. Moritz war begeistert und drückte mich ganz fest. Ich wußte nicht, ob ich mich freuen sollte, eingekleidet zu werden.
Am selben Nachmittag, nachdem Mama Moritz vom Kindergarten abgeholt hatte, ging es auch schon in eine Stoffstube, so erklärte mir das Moritz, um Stoffe und einen Schnitt…..was auch immer das ist, zu kaufen. Natürlich durfte ich, oder besser gesagt mußte ich mit.


Eine nette Frau half der Mama, Moritz auszumessen und die Stoffe, den Schnitt und einen Hut für ihn auszusuchen. „Da wirst du aber toll aussehen mit dem Hut!“ meinte die Verkäuferin. Na ja, wenn ich das so richtig betrachtete, war der Hut etwas groß……mein Moritz konnte gerade drunter hervorschauen. Die Verkäuferin meinte jedoch, man soll ein Band einnähen, dann würde er schon passen. Ich hörte mit Schrecken, wie Moritz plötzlich sagte: „Mama, Fridolin braucht auch einen Hut!“ Ohje, dachte ich…..hoffentlich gibt es keinen für mich. Doch….Pech gehabt! Die Verkäuferin sagte: „Da hat dein kleiner Geist aber ein Glück, gestern hat mir ein Frau einen Puppenhut gebracht, der könnte deinem kleinen Freund“…..sie meinte mich, „sicher passen!“ „Gib mir das kleine Kerlchen doch mal, dann wollen wir den Hut mal probieren!“ Schnell reichte Moritz mich der Verkäuferin rüber, was mir gar nicht gefiel. Kaum in ihrer Hand, presste mir die Frau den Hut auf den Kopf und drehte mir ihn auf meinen Geisterschopf. Moritz Mama meinte: „Was glaubst du, lieber Moritz, wie toll dein Fridolin aussieht, wenn er jetzt auch noch ein schönes Altstadtfest-Hemd bekommt!“ Ich ahnte schreckliches und war froh, wieder in Moritz Arm zu landen. Ein Hemd und dann noch diesen Hut. Schrecklich, hoffentlich sieht mich kein anderer Geist.
Zuhause angekommen packte die Mama die Stoffe aus, nahm den Papierschnitt und fing an sich ans Werk zu machen, um die Kleidungsstücke zuzuschneiden. Als Moritz Papa heimkam, gab es Abendessen und es wurde aufgeregt vom neuen Gewand erzählt und das die Mama noch heute Abend zu nähen anfangen würde. Nur gut dachte ich, dass Moritz und ich gleich ins Bett gehen. Ich hoffte, dass ich vielleicht doch kein Hemd brauchte.
Kaum dass Moritz eingeschlafen war, kam die Mama ins Zimmer, packte mich und nahm mich mit in ihr Bügelzimmer. Dort war auf einem Tisch ein Kasten mit Faden und auch einer Nadel. Hmmm, sehr seltsam. „So kleiner Fridolin, was glaubst du, wie sich Moritz freut, wenn er morgen Früh aufwacht und du in seinem Bett mit einem Altstadtfest-Hemd sitzt. Das wird eine Überraschung!“ meinte sie.


Ich war soooooo müde und ich wollte kein Hemd. Als die Mama mich ausmessen wollte, war ich ganz starr vor Schreck. Sie hatte ein Band in der Hand mit lauter Zahlen drauf und legte es mir um den Hals, dann um den Bauch und um die Arme. Das kitzelte und ich mußte lachen…..natürlich nur innerlich, laut kann ich ja nicht. Schließlich lachen Geister nicht laut. Dann legte die Mama mich auf einen kleinen Tisch und schnitt an einem kleinen Stück Stoff herum. Sie legte die zugeschnittenen Teile unter die Nadel an diesem seltsamen Kasten und mit einem lauten Rattern rannte die Nadel über die Stoffteile. Ein fürchterliches Geräusch.


Es kam noch schlimmer. Moritz Mama nahm das Stoffteil aus der Maschine, packte mich und zog mir das Teil über den Kopf. Es klemmte irgendwie und sie nahm eine Schere und schnitt am Hals an diesem Stoffteil etwas weg. Mann oh Mann…..hatte ich Angst, ich dachte schon sie würde in mein Geisterfell schneiden. Dann nahm sie ein Stück Stoff und ein kleines glitzerndes spitzes Metall und steckte es an dem anderen Stoff fest. Nachdem das nicht reichte, kam noch ein solches Teil zum Einsatz und wißt ihr was? Sie piekste es in mein Geisterfell. Am liebsten hätte ich geschrien, denn das war sehr unangenehm. „So kleiner Fridolin, gleich haben wir es geschafft!“ sagte die Mama. Sie zog das Stoffteil wieder über meinen Kopf und legte mich zur Seite. Erschöpft schlief ich durch das gleichmäßige Rattern des Nadelkastens auf dem Tisch ein und träumte von einem schönen Sonnentag auf dem Altstadtfest, obwohl ich noch gar nicht wusste, was das war.

Mein Schlaf wurde ziemlich abrupt unterbrochen, als mich Moritz Mama wieder hochnahm und mir …..jetzt erkannte ich das Stoffteil, es war ein Hemd überstreifte. Es war nicht mehr steif, es pikste nicht mehr und es fühlte sich angenehm an. Mama hob mich hoch und sagte: „Was bist du für ein hübscher kleiner Altstadtfest-Geist, Fridolin. Da wird sich Moritz aber freuen!“


Endlich durfte ich zu Moritz ins Bett und ich war glücklich und dankbar, denn Moritz Mama hat mich wohl auch lieb, denn sonst hätte sie mir sicherlich nicht so ein schönes Hemd genäht. Für heute bin ich geschafft und verzichte auf meinen mitternächtlichen Ausflug.Ich kuschelte mich an Moritz und schlief zufrieden ein.