Heute war aber was los in Friedberg. Ich schwebte Richtung Rathaus. Es wimmelte nur so von fröhlichen und gewandeten Menschen in den Straßen. Da waren ein paar blaugekleidete Männer unterwegs mit schwarzen Hüten und irgendwelchen langen Holzstäben und einem sil-berblitzenden Dreieck darauf.
Sie hatten einen riesigen Holzkarren, der von 2 dieser Männer gezogen wurde. Einer dieser Truppe hatte einen großen Suppentopf vor dem Bauch (das macht Moritz Zuhause zwischendurch) und schlug mit einem Stock darauf. Das klang laut, aber lustig. Auf dem Wagen war ein Mann, der schreiend und fuchtelnd um sich schlug. Mir wurde es ganz seltsam zumute. Merkwürdig, was da wohl los war?
Dann stoppte die Truppe vor einem hölzernen Gestell und die blauen Männer (einer nannte ihn einen Stadtwächter) holten den tobenden Mann von dem Holzkarren herunter und steckten seinen Kopf durch ein Loch dieser Holzwand. Ein Wächter öffnete unter lautem Geschrei dieses Mannes eine Papierrolle und rief mit dunkler Stimme: „Hiermit wird der Bürgermeister der Stadt Friedberg verurteilt. Er hat vorgegeben die Bahnhofstraße umzubauen zum Wohle der Friedberger, doch er hat die Bahnhofstraße unterhöhlt, um seine Schätze unterzubringen, die er den Reichen Bürgern abgenommen hat. Außerdem gab es noch viele weitere Vergehen, auf die man nicht im Einzelnen eingehen kann. Er wird daher zur Bäckertaufe verurteilt!“ Mann oh Mann, der arme Kerl. Dass es in Friedberg so strenger Wächter gibt, das hatte ich nicht gewußt. Ich war schockiert. Jetzt kam einer dieser Kerle und schüttete dem Bürgermeister einen großen Eimer mit Wasser über den Kopf. Der arme Kerl japste nach Luft und begann wieder zu schreien
und zu zetern. Schließlich wurde er wieder auf den Wagen gezerrt und mit Kopf und Händen in eine Schandgeige (so bezeichnete einer der Wächter dieses Holzgebilde) gesperrt. Dann zog die Truppe unter lautem Gebrüll umherstehender Bürger zu einem riesigen Trog, der bis oben hin mit Wasser gefüllt war, in dem die Bäckertaufe stattfinden sollte. Man hörte Leute, die schrieen: „Taucht den Mann bis er japst!“ oder „Nieder mit ihm!“
Die Leute können ganz schön grausam sein. Man zerrte den armen Mann von dem hölzernen Wagen und drückte ihn auf einen Stuhl. Was das wohl jetzt würde? Ich hatte ein bißchen Angst um diesen armen jammernden Mann. Aber jetzt kam es erst……der Stuhl hing an einem Haken eines riesigen hölzernen Krans. Unterstützt vom Geschrei der Leute wurde er dann über den Trog geschwenkt.
Mit Schwung wurde der Bürgermeister samt
Stuhl ins Wasser getaucht. Das war für mich leider schlecht zu sehen, da ich zu klein bin und leider kann ich ja nicht über die Köpfe der umherstehenden Leute schweben, sonst würde ich ja entdeckt werden.
Nun gut, jetzt drängelte ich mich am Boden
zum Trog hinüber. Endlich war es geschafft und ich ließ mich auf eine kleine Fläche direkt am Trog nieder. Der Bürgermeister wurde öfter in das Wasser gelassen und wieder herausgeholt.
Das war lustig und platschte so schön. Doch auf dem Rand des Troges wurde es etwas rutschig und was glaubt ihr wohl, passierte? Klar….ich Fridolin, der Friedberger Geist, plumste natürlich in dieses dumme Becken. Ich lerne es einfach nicht! Immer
diese dumme Neugierde. Sie bringt mich ständig in Schwierigkeiten. So, da schwomm ich jetzt neben dem Bürgermeister und wußte mal wieder nicht,
wie ich aus diesem Schlamassel kam. Und das dauerte ziemlich lange. Ich war schließlich pitschnass und der Bürgermeister war inzwischen wahrschein-
lich schon wieder trockengelegt. Ich trieb immer noch im Wasser und überlegte, wie ich da wohl wieder rauskommen würde. So naß wie ich war, konnte ich mich nicht selber aus dem Wasser befreien.
Doch da kam die Rettung! Ein blauer Wächter sah mich und fischte mich mit seiner großen Holzstange aus dem Wasser. Er drückte das Wasser aus mir heraus (was nicht gerade angenehm war!) und setzte mich auf die Fensterbank eines hinter dem Trog stehenden Hauses. Ich war ihm echt dankbar. So ein lieber Stadtwächter! Eines ist klar, denn wenn jemand einen Geist ret-
tet, dann muss er lieb sein! Er sagte zu mir: „So mein Kleiner, jetzt kannst du da trocknen. Sicher sucht dich dein Besitzer schon!“ Dann ging er.
Ich muß schon sagen, es ist schön, dass es mich nach Friedberg verschlagen hat. Es ist eine wunderschöne Stadt mit lauter lieben Leuten
