Heute Morgen kam mein kleiner Moritz plötzlich ins Kinderzimmer gerannt, packte mich und rief mir ins Gesicht: „Fridolin, Fridolin….wach auf! Stell dir vor, Du bist in der Zeitung!“ Ich war ganz benommen, schließlich kam ich direkt aus dem Schlaf und verstand nicht, worum es hier ging. Ich, in der Zeitung? Hatte man mich entdeckt und fotografiert? Ach herjee, doch hoffentlich nicht schwebend!
Moritz trug mich in das Esszimmer, wo seine Eltern beim Frühstück saßen und der Papa die Zeitung in der Hand hielt. „Papa, schnell, zeig Fridolin doch mal, wo er in der Zeitung ist, komm zeig ihm das Bild“, bettelte Moritz seinen Papa.
Der Papa lachte und blätterte die Zeitung auf. Da war eine Frau mit einem wunderschönen, bestickten Kleid abgebildet und sie hatte etwas silbernes in der Hand. Ich konnte nicht erkennen, was das sein sollte. Doch auf einem größeren Bild erkannte ich……mich! Ich war fassungslos. War das wirklich ich oder gab es jetzt einen zweiten Fridolin? Auf dem Bild erschien es mir, als hätte dieser Fridolin ein graues Geisterfell. Ich war richtig aufgeregt und beschloß, heute Nachmittag auf das Fest zu schweben und mir diese Goldschmiedin, wie der Papa sie nannte und meinen grauen Doppelgänger anzusehen.
Schließlich war es soweit, 17 Uhr und die Stände auf dem Altstadtfest waren geöffnet. Mit einem etwas mulmigen Gefühl schwebte ich über die Stände und suchte diese Goldschmiede. Es kam mir unendlich lange vor, bis ich den Stand entdeckte. Ich war so neugierig und dadurch auch etwas unvorsichtig. Ich schwebte in den Stand und übersah, dass da jemand über einer Schachtel kniete und etwas auspackte. Sie hob den Kopf und uuuuuups,…..-sah mich. Da war sie wieder…….meine Neugier….ich lerne es nie! Sie hat mich ertappt. Erschrocken ließ ich mich fallen und spielte wieder das Stofftier. Ich blieb ganz ruhig liegen und hoffte, dass es einen Moment geben sollte, in dem ich der Situation entfliehen konnte. Pustekuchen! Die Dame nahm mich hoch und rief: „Isabell, Annika kommt ganz schnell mal her. Stellt euch vor, hier liegt der echte kleine Fridolin!“ Hmmm, dachte ich…..es scheint, ich bin berühmt! Wie kann das bloß sein? Da kam es mir. Ich wurde so häufig fotografiert, als ich mit Moritz im Leiterwagen durch Friedberg gezogen wurde. Vielleicht hab ich der Dame so gut gefallen und sie wollte auch einen Fridolin. Ich war irgendwie stolz. Ich lächelte die Frau an (natürlich konnte sie das nicht bemerken, denn als Stofftier lächele ich ja immer). Es war etwas unangenehm, als sie mich drehte und wendete und mich von allen Seiten ansah. Schließlich meinte
sie….. „Also ich finde der kleine Fridolin ist uns sehr gut gelungen! Das kleine Stofftier ist eine willkommene kleine Werbefigur. Wir hängen ihm den kleinen Fridolin um den Hals und stellen ihn in den Stand. Das wird den Kindern gefallen.“ Die beiden herbeigerufenen Damen nickten begeistert. Uta, so hieß die Goldschmiedin, nahm eine kleine Kette mit dem winzigen Fridolin aus Silber in die Hand und hängte ihn mir um den Hals. „So, kleiner Fridolin jetzt hast du einen Orden bekommen. Du siehst entzückend aus damit. Ich bin ganz verliebt!“ Ich merkte, wie ich ganz stolz wurde und auch ein bißchen rot, denn nicht alle Tage bekommt man ein solches Kompliment von einer fremden Frau. Doch irgendwie wollte ich nicht ganzen Tag in dem Stand stehen. Also mußte ich eine Gelegenheit abwarten, um aus dieser Situation zu entfliehen.
Da kam auch schon eine Mama mit einem kleinen Jungen, der aufgeregt auf mich zeigte und rief:
„Mama, Mama, schau, da ist der kleine Geist aus der Zeitung! Bitte, bitte, darf ich den haben!“ Die Mama lachte und fragte nach meinem winzigen Doppelgänger bei der netten Goldschmiedin an.
Das war mein Zeichen…..ich schwebte unbemerkt aus der Ecke des Standes hervor. Die Damen waren alle beschäftigt und ich versuchte ganz vorsichtig an ihnen vorbeizukommen. Ich hatte jedoch übersehen, dass ich an einem Holzblock vorbei mußte, an dem vorher ein Schmuckstück bearbeitet wurde. Er glitzerte wunderschön. Ich mußte kurz auf dem Block warten, bis die Goldschmiedin weiter in Verhandlungen mit Kunden war, um mich davonschleichen zu können. Endlich war sie wieder abgelenkt und ich erhob mich von dem Arbeitsblock. Ich mußte jedoch erschrocken feststellen, dass ich überall goldig glitzerte. Du lieber Himmel, ich bin doch ein Schlossgespenst und kein Goldstück. Ach Fridolin, wieder einmal sieht es nach Waschkiste aus. Doch dann kam mir der Gedanke, so konnte ich nicht wegschweben. Wenn man mich glitzernd entdecken würde, dann dachte man vielleicht an einen Goldraub und ich müßte vielleicht in einen Kerker. Nein das ging nicht. Irgendwie mußte ich den Goldstaub zurückgeben. Hmmm, wie sollte ich das wohl machen? Da kam mir die Idee! Ich schwebte ganz ganz vorsichtig auf den Rücken der Goldschmiedin zu und kuschelte mich an sie. Das merkt ja keiner, wenn ein kleiner Geist sich an jemanden hinkuschelt. Der ganze Goldstaub blieb an ihrem schönen schwarzen Kleid hängen und ich konnte beruhigt davonschweben.ich hatte den Goldschatz zurückgegeben, denn ich bin ja schließlich ein Schlossgespenst und kein Goldräuber….ja, ein berühmtes kleines Friedberger Schlossgespenst, wie ich heute erfahren durfte. Ach Friedberg ist sooooo schön!
