Bei den Imkern (Das Fest – Kapitel 9)

Ich hatte heute entsetzlich große Lust auf Süßes. Was soll ich sagen, die Friedberger Zeit bietet ja für jedes Schleckermäulchen etwas an. Also schlich ich mich davon, als Moritz sein Nachmittagsschläfchen machte. Es war Samstag Nachmittag und schon ganz schön viel los auf dem Altstadtfest in Friedberg. Ich sah mich um und schwebte von einem Stand zum anderen. Irgendwann sah ich 2 Frauen, die Kerzen, Gläschen und wohlriechende Bonbons aufstapelten. Was das wohl war?

Da kam auch noch ein Mann dazu, der einem Vater mit Kind etwas über einen sogenannten Honig erzählte. Er hatte ein Glas von einer wunderbar gelblich durchsichtigen Flüssigkeit geöffnet und zeigte mit einem Löffel, wie herrlich dieses flüssige Gold, so nannte er es, über den Löffel tropfte. Das machte mich natürlich wieder neugierig.


Der Herr nahm einen kleinen Holzlöffel, nahm ein bisschen des flüssigen Goldes darauf und reichte es dem kleinen Jungen. Der schleckte den Löffel genüsslich ab und meinte: „das schmeckt aber gut!“ und rieb sich mit einer Hand seinen kleinen Bauch. Jetzt war es soweit! Ungeduldig wollte ich auch so ein Löffelchen von dem sogenannten Honig probieren. Als der Vater mit seinem Sohn endlich gegangen war und der Imker (so nannte der Vater den Mann mit dem Honig) sich zu den beiden Damen wandte, um ihnen etwas beim Aufbau des Standes zu helfen, ergriff ich die Gelegenheit. Gut, dass der Imker vergessen hatte, das Glas mit dem Honig zu verschließen, so schwebte ich zu dem Glas und versuchte den Honig zu kosten. Das war nicht so leicht. Das Glas hatte eine enge Öffnung und ich hatte keinen Löffel gefunden, um mir Honig herauszunehmen. Schwierig, dachte ich. Wie komm ich jetzt an den Honig. Plötzlich kam der Imker und ich versteckte mich unter dem Tisch. Klirr, ich hörte wie der Imker plötzlich schimpfte: „sapperlott, jetzt kippt mir doch das Glas mit Honig um. Was für eine Sauerei. Nun läuft der ganze Honig aus und tropft auf den Boden.“

Er ging weg und wollte anscheinend etwas holen, um den Honig aufzuwischen. Das war meine Gelegenheit. Ich öffnete mein Geistermäulchen und ließ mir den köstlichen Honig, der heruntertropfte gut schmecken. Köstlich, sage ich euch. Irgendwann kam der Imker wieder und putzte den Honig vom Tisch. Ich hatte inzwischen genügend Honig genossen und merkte, dass ich irgendwie nicht mehr vom Fleck kam. Was war das denn? Ich wollte meine Ärmchen heben, doch das ging nicht. Ich klebte fest. Ich dachte, vielleicht schwebe ich einfach unter dem Tisch hervor und nein, es ging nicht. Ich klebte total fest. Ich dachte, ok, Fridolin, ganz ruhig…..das geht gleich vorbei! Pustekuchen! Nichts ging vorbei. Ich klebte komplett fest. Ohje, was sollte ich jetzt bloß machen?

Nach einer Weile kam der putzende Imker und wollte den Boden vom Honig säubern. Er nahm dazu einen Eimer mit warmem Wasser und schüttete ihn über mich. Plötzlich sah er mich und hob mich auf. Aufheben war jetzt wohl nicht das richtige Wort dafür. Er riß mich vom Boden. Ich wollte gar nicht wissen, wieviel Geisterfell auf dem Boden kleben blieb. Ich konnte mich nicht bewegen. Alles klebte. Der Imker packte mich und sagte zu einer Imkerin neben ihm: „Ohje, schau mal Erna, den hat wohl der kleine Bub von vorhin verloren. Da ist der umgestürzte Honig drauf getropft. Bekommst du den kleinen Kerl wieder sauber?“

Erna nahm mich, grinste und meinte: „Na klar Karl, dem rubeln wir den Honig schon aus dem Fell!“ Panik machte sich bei mir breit. Zeigen konnte ich das natürlich nicht, ich war steif von dem ganzen Honig. Fridolin, Fridolin, dachte ich….was machst du bloß immer für Sachen. Diese Neugier bringt mich immer in Schwierigkeiten.


Erna klebte mich an eine Holzwand und ich hing wie ein armer Sünder dort und wartete, was jetzt wohl auf mich zukam. Schließlich kam besagte Erna mit einem kleinen mit Wasser gefüllten Holzschaff zurück. Ach herje dachte ich: Wasser! Waschen……schon wieder! Die Imkerin nahm mich mit einem Ruck von der Holzwand, legte mich in das Wasser und ließ mich da eine Weile drin einweichen (wie sie sagte).


Zu meiner Überraschung war dieses lauwarme Seifenwasser sehr angenehm und ich merkte, wie immer mehr Beweglichkeit zurückkam und sich der Honig auflöste. Toll, freute ich mich. Vielleicht kann ich der Wasch-Prozedur ja schnell entkommen. Doch falsch gedacht. Erna kam mit einem Brett, dessen Innenseite mit Metall ausgestattet war zurück. Irma, die Freundin der Imkerin meinte: „Ja super Erna, du hast das Waschbrett gefunden. Damit bekommen wir diesen kleinen Geist sicher sauber!“ Was ein Waschbrett war habe ich dann schmerzhaft erfahren. Erna packte mich und rieb mir erst meinen Geisterrücken und anschließend meinen Geisterbauch rauf und runter an diesem sogenannten Waschbrett. Mir wurde richtig zweierlei. Mir tat jede Faser meines Geisterfells weh.


Endlich nahm Erna mich aus dem Waschtrog, nahm eine Schüssel und legte mich rein. Anschließend nahm sie einen Krug mit warmem klaren Wasser und schüttete ihn über mich, drückte mich aus und dann kam es…..nach all dem, was ich schon über mich hatte ergehen lassen müssen, packte sie mich und hing mich auf ein kleines Seil und zwickte mir eine Wäscheklammer in meinen Schopf (das kenne ich von Moritz Mama). Da hing ich jetzt festgezwickt und hoffte auf eine Möglichkeit, zu entkommen.
Ich zappelte und zappelt. Endlich löste sich mein Schopf von der Klammer und ich machte mich schnell davon. Mann oh Mann, Honig esse ich nicht mehr so schnell. Und jetzt Fridolin, schnellstens nach Hause!