Der Nachbarshund (Der Beginn – Kapitel 12)

Dumm, dass wir Gespenster nicht reden oder schreien können. Nur Schlossgespenster können das. Deswegen möchte ich unbedingt ein Schlossgespenst werden. Leider sah das im Moment nicht so aus, als könnte ich eines werden, solange ich im Schnee tiefgefroren war.

Aber was hörte ich da? Lautes Gerede und das Gebell eines Hundes. Vielleicht suchten sie mich immer noch? Ich hörte Moritz weinend nach meinem Namen rufen und seine Eltern versuchten ihn zu beruhigen. Wenn ich nicht gefroren wäre, dann hätte ich auch geweint.
Plötzlich spürte ich einen Ruck und sah zwei riesige Augen und ein Maul, das mich aus dem Schnee zog. Es war der Hund des Nachbarn. Mein Retter! Er hatte mich gefunden. Das bellende Tier roch zwar heftig aus dem Maul, aber ich glaube, ich mag ihn.

Er trug mich zu seinem Herrchen, der mich dann ganz stolz an Moritz weitergab. „Siehst du Moritz, Bruno (so hieß mein Retter) findet alles wieder. Jetzt hast Du deinen kleinen Fridolin wieder“. Moritz streichelte Bruno über seinen Kopf und bedankte sich überschwänglich. Die Mama trocknete Moritz Tränen. Bruno und sein Herrchen verließen uns wieder und wir gingen in das warme Haus zurück.

Und es kam, wie es kommen mußte. Steif gefroren, schmutzig und von meinem Retter vollgesabbert wanderte ich durch die liebevolle Hand von Moritz Mutter in den Kasten mit dem schwarzen Loch, dieser Waschkiste und drehte meine seifigen Runden. Letztendlich verbrachte ich die Nacht auf einem kuscheligen Handtuch neben dem Kachelofen und träumte, dass ich ein Schlossgespenst würde.