Wieder Freiheit (Der Beginn – Kapitel 9)

Endlich! Moritz war wieder gesund. Der kleine Mann wurde die letzten Tage aber auch ordentlich verwöhnt. Moritz Mama hatte ihrem Patienten seine Lieblingsspeisen gekocht, ihm Geschichten vorgelesen und ab und zu durfte er im Wohnzimmer liegen, um seine Lieblingsserie im Fernsehen zu sehen. Da waren Hunde mit Hüten in Autos unterwegs. Sehr seltsam, aber Moritz schien es zu gefallen. Inzwischen finde ich es auch ganz schön, wenn ich mich an meinen Moritz schmiegen kann. Die Menschen sagen zu dem Gefühl Geborgenheit, ja…ich fühle mich mittlerweile wirklich wohl bei meinem kleinen Menschen.
Jetzt allerdings, weil Moritz ja inzwischen wieder im Kindergarten war und ich wieder ein paar Stunden Freiheit genießen konnte, begab ich mich auf Entdeckungsreise.


Oh, was war das? Ich schwebte zum Fenster und sah reges Treiben auf dem Marktplatz, direkt hinter dem schönen Brunnen. Was da wohl alles passierte? Da standen viele Stände mit Gemüse, Blumen, Fisch. Einiges konnte ich vom Fenster aus gar nicht erkennen.
Hmm, ich werde jetzt einfach mal hinaus schweben und nachsehen, dachte ich. Ich bin ja so klein, da wird man mich schon nicht entdecken. Außerdem, wer glaubt denn schon an Gespenster und vor allem am Tag.

Gesagt getan. Schon saß ich auf einem der Schirme eines Marktstandes.
Naja, die Aussicht war hier nicht so gut. Ich musste weiter runter, um mir alles richtig anzusehen. Da…..da war irgendwas weißes in der Kiste. Da setzte ich mich rein, denn hier würde ich nicht auffallen und hörte, bzw. sah, was die großen Menschen so alles kauften und redeten. Viele schienen sich zu kennen und redeten über alles mögliche. Meist verstand ich nicht, was sie so sagten. Plötzlich kam eine feine Dame mit Hut und sprach zum Verkäufer: „Ich hätte gerne einen Rettich.“ Der Verkäufer entgegnete: „Sie können sich gerne einen raussuchen, welchen möchten sie denn?“ Die behütete Dame zeigte auf mich und meinte: „Den da!“ Oh weh, ich versuchte schnell unter die oberen Rettiche zu schlüpfen, um mich in Sicherheit zu bringen. Zu spät!


Der Verkäufer packte mich an meinem Geisterschopf und stopfte mich in eine Papiertüte. Mann oh Mann, meine Freizeit war immer anstrengend! Kaum war ich an einem interessanten Ort, schon steckte ich in Schwierigkeiten.
Ich dachte, ich könnte der Tüte entschlüpfen, doch es lagen irgendwelche anderen Dinge noch auf mir drauf, die mir ein Entkommen unmöglich machten. Dieser seltsame Behälter, den die Dame dem Verkäufer gegenüber als Korb erwähnte, wackelte wie verrückt. Mir wurde irgendwie komisch im Magen und auch etwas schwindelig. Ich beschloss einfach mal abzuwarten, wohin die Reise gehen würde. Draußen hörte ich nur lautes Treiben und hoffte auf baldige Befreiung.


Gefühlte Ewigkeiten später hörte ich ein bekanntes Geräusch! Ein Schlüssel drehte sich in einem Schloß……Schließlich kennen wir Geister uns mit Schlüsseln aus! Anscheinend waren wir bei der Dame Zuhause angekommen. Ich hörte ihre Schritte, doch plötzlich blieb sie stehen und irgendwie wurde es luftiger und leichter in diesem Korb. Sie räumte die Päckchen und Tüten aus dem Korb und legte sie ab.


Dann hörte ich wieder sich entfernende Schritte und dachte: Fridolin, jetzt ist es Zeit aus der Tüte zu klettern.
Gesagt, getan! Ich befand mich auf einem kleinen Tisch, glättete mein Geisterfell und schwebte zur nächsten Wand, um zu verschwinden. Da erregte ein Bild meine Aufmerksamkeit. Das mußte ein Bild von diesem Schloss sein, dass ich unbedingt finden muss, denn nur dann kann ich ein Schlossgespenst werden. Aber nicht mehr heute, denn der Tag war aufregend und anstrengend. Jetzt ist es auch Zeit Nachhause zu schweben, denn Moritz kommt aus dem Kindergarten. Morgen ist auch noch ein Tag!