Wie doch die Zeit vergeht! Jetzt wollte ich endlich mal die Stadt kennenlernen.
Es ist ja nicht ganz leicht, wenn man immer spät zur Geisterstunde unterwegs sein muß, weil man tagsüber gedrückt und gehätschelt wird, auch wenn es mir mittlerweile Freude machte, dass mich mein kleiner Mensch lieb hat.
Aber ich wollte meine eigenen Abenteuer erleben. Heute Nacht würde ich mich mal in der Nähe umsehen. Ich habe da einen Brunnen entdeckt, den ich mir gerne ansehen wollte. Leider ist er mit
Holzbrettern zugedeckt und man sieht nicht viel. Aber ich bin ja ein Geist und das Holz ist für mich kein Hindernis.
Es blieb also die Geisterstunde abzuwarten und dann ging es los.
Moritz schlief, der Rest der Familie auch und es schlug Mitternacht. Auf geht´ s, dachte ich und schlüpfte aus dem Bett. Ich deckte den kleinen Moritz zu, schließlich war es Anfang November und nachts schon ziemlich kalt.
Ich schwebte durch die Wand und stand auch schon auf der Straße. Die Beleuchtung war an und es war ziemlich still draußen. Der Mond stand wie eine leuchtende Sichel am Himmel. Wunderschön, ich konnte mich kaum sattsehen! So ist eine Nacht, von der kleine Gespenster nur träumen.
Plötzlich huschte etwas an mir vorbei und gab schreckliche Geräusche von sich. Bin ich erschrocken! Was das wohl war? Jetzt knurrte es mich auch noch an. Gut dass ich schweben kann und dieses Wesen nicht. Trotzdem zitterte ich vor Angst. Ich fragte ganz vorsichtig und mit unsicherer Stimme, wer da wohl sei. Ich muß vorausschicken, dass wir Gespenster mit allen Wesen reden können. Da kam ein tiefes lautes Miau und dann mit heißerer Stimme: „Ich bin Oskar, der Straßenkater, hast wohl noch nie eine Katze gesehen?“ „Nein“, meinte ich erschrocken, „ich bin ja auch ein junges Gespenst. Ich muß noch viel lernen.“
Dann erzählte mir Oskar, er war wirklich ganz nett, welche interessanten Ecken es hier in dem kleinen Friedberg gibt. Stellt Euch vor, hier gibt es auch ein Schloss. Könnt ihr Euch vorstellen, was das für ein Zaungespenst wie mich bedeutet? Ich könnte ein Schlossgespenst werden! Ich habe beschlossen, dass ich mir den Brunnen ansehe, wenn der Holzdeckel wieder abgebaut ist und werde zuerst einmal das Schloss erkunden.
Ich bedankte mich bei Oskar, dass er mir so tolle Hinweise gegeben hatte, um die interessantesten Ecken in Friedberg zu entdecken. Ich hab noch so viel zu lernen, dachte ich mir. Jetzt wollte ich nur noch Nachhause, denn Abenteuer machen müde. Zuhause angekommen schlüpfte ich zu Moritz unter die Decke und kuschelte mich an ihn. Gähhhhn, war das ein schönes Erlebnis ……gute Nacht
