Heute hatten Moritz Eltern eine Überraschung für uns bereit. Gleich nach dem Frühstück sollte es in den Wald gehen. Den Weihnachtsbaum-Wald. Ich habe zwar nicht verstanden, was das sein sollte, aber schließlich war es auch eine Überraschung.
Moritz mußte seinen Schneeanzug anziehen und dann sind wir mit seinen Eltern in diese fahrende Kiste eingestiegen. Vorher habe ich mir noch von Moritz die Mütze vom Christkindlmarkt aufsetzen lassen und dann ging es los. Moritz Mama hatte einen großen Korb dabei, bin mal gespannt, was es damit auf sich hat.
Wir fuhren eine ganz Weile durch eine märchenhaft verschneite Landschaft, bis wir schließlich anhielten. Wir stiegen alle aus dem Auto, Mama trug den Korb, der Papa hatte eine Axt in der Hand. Moritz trug mich.
Wir folgten einem kleinen vom Schnee gezuckerten Weg, bis wir zu einer Lichtung kamen. Moritz Mama stellte den Korb ab, öffnete ihn und holte einen kleinen Kasten heraus. Sie sagte: „Moritz schau, wir werden hier Würstchen grillen. Das ist ein kleiner Grill und hier sind Brötchen und Senf. Jetzt machen wir gegrillte Würstchen, genau wie auf dem Christkindelsmarkt. Dann stärken wir uns und anschließend suchen wir ein Bäumchen für Heiligabend.“ Das war eine Freude. Moritz warf mich vor Heiterkeit in die Luft und fing mich Gott sei Dank auch wieder auf. „Fridolin, du darfst den Baum aussuchen.“
Na ja, ich bin ja kein Fachgeist für Bäume, aber ich warte das Ganze mal ab. Die Würstchen rochen schon mal lecker und ich freute mich darauf von Moritz Bratwurstsemmel abbeißen zu dürfen. Bald waren die Würstchen fertig und Moritz und Mama belegten jedes Brötchen mit einer dampfenden Bratwurst. Auch eine heiße Flüssigkeit wurde in die bereitstehenden Tassen gefüllt. Ich sah mir das, als die Mama dem Papa von Moritz die Semmel brachte, etwas genauer an. Es war heiß und rot und es erinnerte mich an den Tee vom Christkindlmarkt. Ich wollte nicht wieder im Zickzack schweben und mein Kopf sollte sich nicht wieder doppelt so groß anfühlen, wie es nach diesem Abend auf dem Christkindlmarkt war. Also Fridolin, dachte ich mir, lass die Finger davon. Es reichte mir schon, dass ich von jeder Bratwurstsemmel einen kleinen Bissen abnagte. Lecker, sag ich euch.
Schließlich war alles aufgegessen und auch getrunken. Moritz Papa wischte sich die Hände an einem Papiertuch ab und meinte: „So ihr Lieben, jetzt wollen wir ein Bäumchen aussuchen.“ Moritz sah einen kleinen und wuscheligen Baum und meinte: „Papa, schau der ist schön“ und zeigte auf einen kleinen wuscheligen Baum. „Da haben viele Kugeln Platz und viele Kerzen.“ Die Mama jedoch hielt den Baum für viel zu klein. „Da haben keine Geschenke darunter Platz und wenn wir 10 Kugeln anhängen, ist er voll!“ ‚meinte sie. „Ich fände den ja wunderschön,“ sie zeigte auf einen riesigen Baum hinter Moritz Papa. Donnerwetter, dachte ich, ich schwebte von unten bis rauf zur Spitze, natürlich so, dass mich niemand sah. Ich war mir sicher, der passt nie und nimmer in das Wohnzimmer unseres Zuhauses. Aber dennoch, Moritz Mama hatte gesiegt.
Zu viert, natürlich half ich mit, trugen wir den Baum. Moritz Papa packte den Baum vorne, mein kleiner Mensch in der Mitte, die Mama hinten und ich schwebte über allem. Ich hatte den Überblick. Wir kamen zu unserer fahrenden Kiste und der Baum wurde erst einmal neben dieses fahrende Etwas gelegt. Ich würde mal sagen, dass wir Geister ziemlich gut Größe und Breite von Dingen einschätzen können. Ich war mir sicher: ein Kleinwagen wie diese Kiste kann einen Baum von ungefähr 3 Metern nicht unbedingt transportieren. Doch da hatte ich Moritz Eltern unterschätzt. Abgesehen von den 2 Stangen, die quer über das Dach befestigt waren, hatte Moritz Papa Unmengen an Gurten, Gummis und Stricken dabei. Mir wurde ganz schwindelig, als ich zusah, wie Moritz Eltern den Baum umwickelten und letztendlich auf das Dach der fahrenden Kiste schnürten. Am Schluß wurde die Baumspitze an der Motorhaube und der Stamm mit der hinteren Stoßstange (Moritz hat mir das erklärt!) verschnürt. Das sah sehr interessant aus und das Auto wirkte plötzlich viel viel größer.
Zuhause angekommen, wurde das Bäumchen (hihihi) abgebaut und in das Wohnzimmer gezerrt. Armer Baum! Der Christbaumständer, der bereits auf den Baum wartete, war wahrscheinlich genauso erschrocken, wie Moritz Eltern. Sie versuchten, den Baum senkrecht aufzustellen! Aber da war nicht dran zu denken. Das Bäumchen war ca. 50 cm zu hoch und wurde dann wieder auf den Boden gelegt. Moritz Papa machte ein nachdenkliches Gesicht. Plötzlich schien er eine Idee zu haben
und sagte: „Ich säge den Baum,“ der Begriff Bäumchen passte hier wirklich nicht, „einfach ein Stück ab und dann passt er!“
Er holte die Säge und fing an zu sägen. „Fertig,“ meinte er. Moritz Eltern steckten den Baum in den Ständer. Irgendwie sah das komisch aus. Hmmh, die Äste lagen direkt auf dem Teppich und Moritz Mama erklärte dem Papa: „Du mußt die unteren Zweige wegsägen, sonst kann das Christkind die Geschenke nicht drunterlegen und außerdem steht er schief.“ Es war ja nicht unbedingt warm im Zimmer, doch ich hatte den Eindruck, dass Moritz Papa schwitzte. Moritz und ich saßen brav auf dem Sofa und beobachteten alles.
Also, der Baum wurde wieder auf den Boden gelegt, die unteren Zweige abgesägt und wieder eingestielt…..so heißt das, wurde ich von Moritz aufgeklärt.
Hmmmm, hmmmmm ich glaube, doch Moritz Mutter war schneller und sagte: „Oh nein Peter (so heißt Moritz Papa), „der Baum steht immer noch schief und unten hast du zu viel Zweige abgesägt!“
Moritz Vater wurde blass. Er sah selbst, dass der Baum nicht gerade einem Schönheitsideal entsprach. Doch, dem Himmel sei Dank, der kleine Moritz rettete die Situation. Er freute sich: „Papa, Mama, sooo ein schöner Baum! Danke, so einen schönen hatten wir noch nie, da wird sich das Christkind freuen.“ Moritz Eltern, total verschwitzt, nahmen meinen kleinen Menschen und mich, schließlich klemmte ich ja unter seinem Arm, in eine feste Umarmung und sagten: „Ja, kleiner Moritz, den haben wir alle gut ausgesucht. Bald wird er geschmückt und wunderschön strahlen.“
Moritz Eltern waren glücklich.

