Moritz ist mit seiner Familie in der Kirche, schließlich gehen seine Eltern jeden Sonntag mit ihm in St. Jakob in den Gottesdienst. Ich warte schon ganz ungeduldig, denn gleich nach dem Kirchgang gehen wir auf den Sonntagsmarkt. Ja, ihr habt richtig gehört. Es ist Martini-Markt. Ich freu mich so, weil Moritz mir versprochen hat, mich mitzunehmen. Ich bin gespannt, was da alles geboten wird.
Die Tür geht auf und mein kleines Menschenkind kommt herein. Er packt mich bei meinem Geisterärmchen und sagte: „Los Fridolin, schnell wir gehen zum Martini-Markt!“
Draußen war es zwar sonnig, doch zapfig kalt. Mir machte es aber nichts aus, denn ich steckte ja ganz gemütlich in Moritz Anorak. Es ist ja schon Herbst und die Blätter tanzten im Wind. Ich freute mich über die bunten Stände. Moritz Mama meinte, es sei doch schon ziemlich kühl und bot ihm an, einen Kinderpunsch und dem Papa einen Glühwein zu kaufen. Prima, dachte ich, da bin ich mal gespannt wie das schmeckt, denn ich wollte immer schon einmal beide Getränke probieren. Also ließ ich mich aus dem Anorak von meinem kleinen Mann fallen, der hob mich auf und da war meine Chance, ein kleines Schlückchen von dem Kinderpunsch zu nehmen. Uiiiii, das war heiß und so süß. Inzwischen hatten Moritz Eltern ihren Glühwein bekommen und stellten ihn an einem kleinen Stehtisch ab. Sie wendeten sich einem vorbeikommenden befreundeten Ehepaar zu und das war meine Gelegenheit den Glühwein zu probieren. Moritz und der Sohn des Paares spielten mit den umherfliegenden Blättern. Ich war also unbewacht und konnte absolut ungestört an den beiden Tassen nippen. Mmhhh, das war zwar sehr heiß, aber ziemlich lecker. Mir wurde warm, in meinem Bauch kribbelte es lustig und ich sagte zu mir selbst: „Komm, jetzt siehst du dich selbst ein wenig auf diesem bunten Markt um, lieber Fridolin!“ Nur zur Erklärung: Manchmal reden kleine Schlossgespenster mit sich selbst, vor allem, wenn sie an so seltsamen Getränken nippen.
Also schwebte ich völlig unbemerkt über die Standdächer. Plötzlich sah ich einen Verkaufsstand mit Würstchen und völlig ungesehen konnte ich etwas an einem dieser Bratwürstchen knabbern. Toll, dieser Martini-Markt! Was es da alles zu sehen gab. An einer Ecke gab es Gürtel und Taschen, dort lustige Strümpfe, wiederum in einem anderen Verkaufshäuschen Pullover oder Uhren. So, dachte ich, jetzt wird es aber Zeit für was Süßes und da sah ich auch schon einen kleinen Süßigkeitenstand. Dort war eine etwas ganz seltsam aussehende Süssigkeit. Es sah aus, wie die Watte in Moritz Mamas Badezimmerschrank, aber es war riesig und auf einem langen Stab. Das mußte ich mir genauer ansehen. Ich schwebte drauf zu. Als keiner hinsah und tippte ich mit meinem Händchen darauf . Das war lustig, denn es blieb ein kleiner Flaum an meinem Finger kleben. Ich leckte meinen Finger ab und das schmeckte widererwarten super und richtig süß. Ich wollte mehr und biß kräftig in das große Wattevergnügen. Es stellte sich jedoch heraus, dass das ein großer Fehler war. Plötzlich war ich über und über mit dem Watteflaum verklebt und sah aus wie ein explodierter Wattebausch.
Jetzt bloß weg hier. Der Stengel von der Zuckerwatte klebte auf meinem Rücken und das Schweben wurde zur Herausforderung. Ich mußte jetzt unbedingt Moritz finden! Der Stab auf meinem Rücken und der Zuckerwatteflaum juckten schrecklich auf meinem Geisterfell. Endlich sah ich Moritz und seine Eltern. Ich ließ mich vor Moritz, der mich schon gesucht hatte, auf den Boden fallen. Er hob mich auf und sagte: „Mama, da ist mein Fridolin! Ach herrje, wie sieht der denn aus? Anscheinend ist er runtergefallen und da lag Zuckerwatte auf dem Boden. Jetzt ist er dort festgeklebt. Wir müssen ihn nachher unbedingt gleich waschen, damit das klebrige Zeug weggeht.“ Ich wußte, was das heißt: Ab in die Waschkiste! Dieses Mal bin ich richtig froh darüber, denn es juckt mich überall.

