Der Uhrmacher (Das Fest – Kapitel 6)

Heute zog es mich mal zu den Uhrmachern. Schließlich waren diese Uhrmacher wichtige Leute im früheren Friedberg und jetzt wollte ich doch mal sehen, was die auf dem Fest der Friedberger Zeit darbieten.

Ein toller Stand. Lauter Uhren, überall tickte es und die verschiedensten Zeitmesser hingen an den Holzwänden. Ein Mann mit einem riesigen Hut und einem kleinen Hämmerchen klopfte an einer Uhrfeder herum und erklärte den Leuten seine Arbeitsschritte.

Interessant dachte ich, da kann ich mir ja die Uhren genauer ansehen, schließlich war dieser gewandete Herr abgelenkt. Ich sah eine große Uhr, am unteren Teil hing ein Stab, der lustig wackelte. Das mußte ich näher hin. Super, ich klammerte mich an den schlenkernden Stab, auf dem ich hin und her schaukelte. Oh und da war auch noch eine Uhr, die laut tickte und ein kleines Fenster mit Fensterläden hatte. Das war ja lustig, eine Uhr mit Fenster. Was da wohl dahinter steckt. Das machte mich neugierig und ich schlüpfte hinter die Uhr und kam in ein geräumiges Gehäuse, in dem es tickte, ratterte und klopfte. Leider war es sehr dunkel da drin und und ich setzte mich auf ein kleines Rohr. Irgendetwas saß noch vor mir auf diesem Rohr, leider konnte ich es nicht sehen. Ich hörte, wie auf einmal die Kirchturmuhr 6 x schlug und plötzlich rauschte es laut in diesem Gehäuse. Ruckzuck gingen die kleinen Fensterläden auf und es wurde schlagartig hell, vor allem aber laut. Mit einem Schwups fuhr das Rohr mit mir aus dem Fenster und vor mir kreischte ein wildgewordener bunter Vogel: „Kuckuck, kuckuck“, und das 6x hintereinander! Viel schlimmer allerdings war, dass dieses Rohr auf dem ich mit dem verrückten Vogel 6 x in das Gehäuse unter Getöse und Gewackel rein- und rausfuhr! Es war schrecklich und dann das Geschrei dieses Vogels. Ich zitterte vor Angst (Geister sind eigentlich nicht besonders ängstlich oder schreckhaft)….

Doch herrje, da standen Leute vor dem Stand und starrten mich an. Ein Kind schrie…“Mama, guck mal eine Geisteruhr. Der Geist reitet auf einem Vogel!“ Das kommt davon dachte ich…..weil ich auch immer so neugierig bin. Jetzt ist es passiert, man hat mich entdeckt! Vor lauter Schreck und Gewackel kam, was kommen mußte, ich fiel von dem ruckeligen Rohr und landete auf dem Boden mitten im Stand. Ich mußte ganz schnell überlegen, was ich jetzt tun konnte, um mich nicht als Geist zu erkennen zu geben. Genau….ich blieb ganz ruhig liegen, schließlich bin ich ja ein Stofftier. Der Uhrmacher bückte sich und hob mich auf, schüttelte seinen Kopf und meinte: „da hat sich wohl einer einen Scherz mit mir erlaubt“ und alle lachten. Er legte mich in eine Ecke. Prima, dachte ich, da kann ich mich unbemerkt davonschleichen oder davonschweben.

Noch mal Glück gehabt dachte ich und atmete auf.